Biobibliographie der Kalendermacher 1550-1750.
Das von Prof. Dr. Holger Böning bei der DFG beantragte Projekt läuft für drei Jahre ab 2014 und wird bearbeitet von Dr. Klaus-Dieter Herbst
Ziel des Projekts ist die Erarbeitung eines sowohl im Internet als auch in gedruckter Form zugänglichen Lexikons der Kalendermacher von 1550 bis 1750 mit biobibliographischen Skizzen zu rund 550 Personen, die in der Frühen Neuzeit als Herausgeber/Verfasser der großen Schreibkalender (Jahreskalender in Quart) in Erscheinung traten. Ein solches Überblickswerk ist eine wichtige Voraussetzung für eine auch sozialgeschichtlich orientierte Erforschung des Kalenderwesens und damit desjenigen Lesestoffs, der in kaum einem Haushalt und selbst bei Analphabeten nicht fehlte. Die Bedeutung der Kalendermacher wurde mit Blick auf die seit dem zweiten Drittel des 17. Jahrhunderts einsetzende inhaltliche Differenzierung bei den Text- und Bildbeiträgen in der jüngsten Forschung hervorgehoben. Zwar ist eine kleine intellektuelle Spitze unter den Kalendermachern bekannt (z. B. Schriftsteller wie Johann Jakob Christoffel von Grimmelshausen und m. E. Sigmund von Birken, Professoren wie Johann Christoph Sturm und Georg Albrecht Hamberger, Ärzte wie Johannes Magirus, Astronomen wie Gottfried Kirch oder Pfarrer wie Christoph Richter, doch gilt es darüber hinaus weitaus mehr Kalendermachern Aufmerksamkeit zu schenken. Mit dem Lexikon soll die Grundlage dafür geschaffen werden, dass der Frage nach den biographischen, literarischen und verlegerischen Verflechtungen dieser Gruppe von Publizisten mit anderen Gruppen, etwa den Gelehrten an Universitäten und Akademien, den Schriftstellern und Dichtern, den Herausgebern von Zeitungen und Zeitschriften, den Druckern und Verlegern sowie den politischen Entscheidungsträgern in den Räten der Städte und an den Fürstenhöfen nachgegangen werden kann. Das Lexikon soll Antworten darauf geben, wer diejenigen waren, die als Kalenderherausgeber/Autoren mit ihren Texten seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts mit dazu beitrugen, dass in nahezu jeden Haushalt ein Lesestoff gelangte, der die Menschen allmählich zum eigenen Urteilen über die Vorgänge in der Natur und in der Gesellschaft anregte, und woher diejenigen, die mit dem Medium Kalender Entstehung und Entwicklung der Aufklärung beförderten, ihre Motivation und ihr Wissen nahmen. Die Quellenbasis für ein solches Unternehmen, das auch der in der Geschichtswissenschaft wieder an Bedeutung gewonnenen biographischen Forschung Rechnung trägt, hat sich in den vergangenen Jahren enorm verbreitert. So liefern nicht nur die 2006 in Krakau und in Altenburg in Vorgängerprojekten des Antragstellers zum Kalenderwesen entdeckten Kalendersammlungen neues Material, teilweise mit bislang unbekannten Kalendern und Kalendermachern, sondern auch die in Archiven vorhandenen Akten (Privilegiensachen, Nachlässe, Korrespondenzen).
English version
The goal of this project is to prepare a lexicon, accessible in both internet and printed forms, of calendar makers from 1550 to 1750, offering bio-bibliographical sketches of about 550 persons who authored or published large Schreibkalender (annual calendars in quarto format) in the early modern period. Such a reference work would provide an essential prerequisite for any social-historical research on European calendar-making and its production of the printed materials that found their way into nearly early every household, including even illiterate households. Recent research has emphasized the importance of the calendar maker in the differentiation of textual and iconographic content that emerged during the second third of the seventeenth century. Although a small subset of the leading scholars who made calendars is known (e.g., writers like Johann Jakob Christoffel von Grimmelshausen and Sigmund von Birken, professors like Johann Christop Sturm and Georg Albrecht Hamberger, physicians like Johann Magirus, astronomers like Gottfried Kirch, or clergymen like Christoph Richter), shedding more light on the broad spectrum of calendar makers remains an important desideratum. A lexicon of calendar makers would provide the foundation for exploring biographical, literary, and publishing relationships between this group of publicists and other groups, such as scholars at universities and academies, literary writers and poets, editors of newspapers and journals, printers and publishers and political elites in city councils and princely courts. This lexicon should aid in the analysis of calendar authors and publishers as contributors to a genre of reading material that after 1650 reached nearly every household. Such annually-printed texts gradually stimulated their readers to begin making their own judgments about processes in nature as well as in society. That is, the lexicon should answers questions about the motivation and knowledge of those who, by means of the medium of calendars, supported the origin and development of the Enlightenment. The source base for this project, including biographical research that has again become important for historians, has greatly improved in recent years. New materials include the large collections of printed calendars, discovered in 2006 in Cracow and Altenburg during the applicant’s previous projects, as well as records preserved in archives (printing privileges, personal papers, correspondence).