2016
apl. Prof. Dr. Esther-Beate Körber und apl. Prof. Dr. Johannes Arndt
DFG-Projekt „Periodische Presse in der Frühaufklärung (1700-1750). Ein Vergleich zwischen Deutschland, Frankreich und den Niederlanden“, Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Zentrum für Niederlande-Studien
Ziel des Projekts ist es, aus Periodika und ggf. anderen gedruckten Veröffentlichungen Informationen über die Mediensysteme der untersuchten Länder zu gewinnen, Unterschiede und Übereinstimmungen zu beschreiben sowie die Frage zu klären, ob und inwiefern es „internationale“ Aspekte des Mediensystems gab.
Während der beiden jeweils einmonatigen Forschungsaufenthalte in Bremen im Januar/Februar und September 2016 werden Quellen und Literatur aus dem Bestand der Deutschen Presseforschung eingesehen.
2011/12
Tereza Pavlickova
Usti nad Labem, Tschechien; 31.10.-4.11.2011
Norddeutschland und Nordböhmen (oder selbst Südmähren!) sind nicht so weit entfernt voneinander, wie es scheinen mag. Zumindest die Bremer Presseforscher, die es gewohnt sind, weite Reisen in die tiefe Vergangenheit zu unternehmen, um z. B. die Anfänge des Zeitungswesens zu ergründen, bewältigen auch räumliche Entfernungen ohne weiteres: Sogar zur Pressegeschichte des entfernten Südmähren haben sie Forschungsliteratur ausfindig gemacht und der beeindruckenden Reihe von Sekundärliteratur des Instituts Deutsche Presseforschung beigefügt. In meiner Dissertation habe ich mich der Entwicklung des Nationalitätenkonflikts in der südmährischen deutschsprachigen (teilweise auch in der tschechischsprachigen) Presse zwischen 1850 und 1938 gewidmet und nun beginne ich, mein Augenmerk der nordböhmischen resse zuzuwenden. Ans Bremer Institut bin ich für eine Woche gekommen, m mich den Anfängen des Zeitungswesens zu widmen und um der erausbildung der Meinungspresse aus der Nachrichtenpresse nachzugehen. efunden habe ich hier folgendes: ) die neueste Forschungsliteratur zu den ältesten Periodika (zu den üngeren genauso) ) ältere, sonst schwer (oder gar nicht) zugängliche Forschungsliteratur benfalls zur böhmischen und mährischen Pressegeschichte ) eine große Sammlung von Kopien aus Zeitungen, von Faksimiles oder ikrofilmen ) und vor allem: freundliche Auskunft, so viel ich gebraucht habe, eine erzliche und großzügige Annahme und Hilfsbereitschaft. ür all das möchte ich den Leitern und Mitarbeitern des Instituts meinen roßen Dank aussprechen.
2009/10
Dr. Nicole Waibel
Philologisch-historische Fakultät der Universität Augsburg; April 2010
DFG-Projekt: Die Volksaufklärung und ihre Aberglaubensdiskussion in Deutschland zwischen 1750-1830
Mein Anliegen besteht darin, eine umfassende Analyse des „Aberglaubens“ und seiner Begriffsgeschichte im Kontext der „Volksaufklärung“ vorzunehmen. Das Projekt geht der Frage nach, inwieweit die „Volksaufklärung“ zur Beseitigung abergläubischer Meinungen beitrug und wie der „Aberglaube“ in verschiedenen Medien definiert, interpretiert und vermittelt wurde. Es geht von der These aus, dass sich in dem genannten Zeitraum ein grundlegender Wandel des Aberglaubensbegriffes vollzieht, der wesentlich mit dem Selbstverständnis der Aufklärung verbunden ist. Als Quellengrundlage wird ein breites Spektrum an volksaufklärerischer Literatur herangezogen, das neben der periodischen Presse auch Traktate, Volks,- Jugend- und Schulbücher, Kalendergeschichten, Almanache, Katechismen und gedruckte Predigten berücksichtigt.
Da sich die Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts in vielen Archiven befindet und insbesondere Zeitungen und Zeitschriften über die Ausleihe kaum einzusehen sind, bietet es sich natürlich an, in den Beständen der Deutschen Presseforschung zu recherchieren. Der Austausch mit fachkompetenten Wissenschaftlern vor Ort ist natürlich immer ein Grund, die Deutsche Presseforschung aufzusuchen.
Peter Urban
Philosophische Fakultät, Comenius-Universität Bratislava, Slowakei; DAAD-Stipendiat Oktober 2009 bis Juli 2010
Zum Thema meiner Doktorarbeit habe ich die Analyse der Presse bzw. der Literatur der deutschsprachigen Bevölkerung Bratislavas nach dem ersten Weltkrieg gewählt. Es soll der Modernisierungs- und Antimodernisierungsdiskurs in der zeitgenössischen Presse erörtert und sein Beitrag zur Herausbildung des Selbstbildes der deutschsprachigen Einwohner Bratislavas unter neuen kulturpolitischen Bedingungen nach dem Jahre 1918 untersucht werden.
Ziel der Arbeit ist einerseits die Stellungnahme der deutschen literarischen Öffentlichkeit in Bratislava im weitgehenden gesellschaftlichen Modernisierungs- und Antimodernisierungsdiskurs zu erhellen bzw. die Meinungsunterschiede in der Polemik über die Art und Weise der postmonarchistischen Veränderungsprozesse darzustellen. Andererseits soll das Verhältnis der lokalen deutschsprachigen Bevölkerung zur deutschen (und österreichischen) Kulturtradition analysiert und die Spezifika des Diskurses in Bratislava, als eines deutschsprachigen Milieus am Rande des geschlossenen deutschen Sprachgebiets charakterisiert werden.
Ab Oktober 2009 bis Juli 2010 verbringe ich zehn Monate am Institut für Presseforschung in Bremen als DAAD-Stipendiat. Der Grund, warum ich für den Ort meines Forschungsaufenthaltes Bremen und das Institut für Presseforschung gewählt habe, liegt an der umfangreichen Sammlung der historischen Zeitungen und Zeitschriften, die das Institut besitzt und die mir ermöglichen, die zeitgenössischen Periodika in Deutschland unter die Lupe zu nehmen. Andererseits beherbergt das Institut eine sehr große und wichtige, auf die Forschungsliteratur zum Pressewesen spezialisierte Bibliothek. Und letztens: in Bremen kann ich mit namhaften fachkompetenten Betreuern zusammenarbeiten, die sich bereits lange Zeit der Presseforschung widmen.
Iryna Chabatarskaya
September bis Oktober 2009
Prof. Dr. Ingrid Maier
Institut für moderne Sprachen, Universität Uppsala, Schweden; 24.-28. August 2009
Mein Interesse gilt in erster Linie der russischen Sprache, Geschichte, Literatur und Kultur des 17. Jahrhunderts. Ein Textkorpus, das mich schon seit geraumer Zeit sehr interessiert, sind Übersetzungen von ausländischen Zeitungen und Flugschriften politischen Inhalts, die im 17. Jahrhundert in der Moskauer Gesandtschaftskanzlei und später, zu Beginn des 18. Jahrhunderts, am Petersburger Kollegium des Auswärtigen hergestellt wurden. Diese Texte werden in Moskau (und teilweise in St. Petersburg) in Handschrift aufbewahrt; seit 1972 werden sie in Moskau unter dem Titel „Vesti-Kuranty“ im Druck herausgegeben. In meiner Forschung der letzten zehn Jahre hat die Suche nach den ausländischen gedruckten Originalen, aus denen professionelle Übersetzer die Nachrichtenbulletins für den Zaren und seine nächsten Ratgeber anfertigten, einen wichtigen Platz eingenommen. Da sich die Originalzeitungen in vielen verschiedenen Archiven befinden, von London bis Moskau, von Paris bis Stockholm und Danzig, ist es für mich ein grosser Vorteil, dass ich alle relevanten Zeitungen für einen bestimmten Zeitabschnitt in Bremen in Form von Kopien in relativ kurzer Zeit durchschauen und kopieren kann.
Prof. Dr. Włodzimierz Zientara
Lehrstuhl für Germanistik, Nikolaus-Copernicus-Universität, Thorn, Polen; Juli bis September 2009
Prof. Dr. Tatjana Ilarionova
Akademie für öffentliche Verwaltung beim Präsidenten der Russischen Föderation, Moskau, Russland; Juli 2009
Dr. Malte Griesse
Fakultät für Geschichtswissenschaft, Universität Bielefeld; Mai/Juni 2009
Projekt: „Revolten der frühen Neuzeit als Phänomene kommunikativer Verdichtung. Russland, Frankreich, Hl. Röm. Reich“
Auf einer von drei Ebenen beschäftigt mich in meinem Forschungsprojekt die länderübergreifende Repräsentation von Revolten, wobei gerade dem durch die Presse konstituierten Kommunikationsraum eine Schlüsselrolle zufällt. Es geht darum, wie Revolten, v.a. außerhalb des Reiches, in den deutschen Zeitungen dargestellt werden, um die Herausbildung bestimmter Erzähl- und Interpretationsmuster – und das vor dem Hintergrund, dass die Zeitgenossen in den Revolten Phänomene sahen, die sich nicht auf eine Herrschaft beschränken ließen und durchaus auf der Suche nach globaleren Erklärungen waren. Federführend ist dabei die Hypothese, dass diese länderübergreifende Darstellung solch heikler Ereignisse eine Projektionsfläche bietet für die Reflexion über die Legitimität (und Grenzen) von Herrschaft, und andersherum über die Legitimität von Widerstand, die bei der Betrachtung der „hauseigenen“ Revolten aufgrund des weitaus stärkeren Loyalitätsdrucks nicht in dem Maße möglich war.