Deutsche Presseforschung Bremen

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Propaganda und transnationale Kommunikation des 19. und 20. Jahrhunderts

Dr. Stephanie Seul

Der Arbeitsbereich widmet sich der Erforschung grenzüberschreitender Kommunikationsprozesse seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert. Transnationale, also grenzüberschreitende, nicht mehr in einer nationalen Öffentlichkeit begründete, Kommunikationsformen sind keine Erfindung der jüngsten Zeit, die durch die Entwicklung digitaler Medien, des Internets sowie durch die wachsende Globalisierung der Wirtschaft wie auch der Medien geprägt ist. Jedoch rückte die grenzüberschreitende Kommunikation in den vergangenen beiden Jahrzehnten verstärkt in das Interesse der Sozial- und Geschichtswissenschaften, um aktuelle wie historische Kommunikationsprozesse zu beschreiben, die nicht mehr in der Öffentlichkeit der eigenen Nation begründet waren, sondern sich über nationale und kulturelle Grenzen hinweg an Öffentlichkeiten in anderen Ländern oder gar an eine virtuelle „Weltöffentlichkeit“ richteten.

Transnationale Kommunikationsformen haben eine lange Geschichte. Bereits im 18. Jahrhundert wurden Zeitungen international vertrieben und in ausländischen Salons und Cafés ausgiebig gelesen. Die technologischen Erfindungen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts wie Telegrafie, Telefon, Radio und Fernsehen erweiterten die technischen Möglichkeiten der grenzüberschreitenden Kommunikation enorm. So konnte beispielsweise der Rundfunk unter Auswahl geeigneter Wellenlängen fast jedes Land der Erde erreichen, wobei der Empfang der Sendungen von ausländischen Regierungen kaum zu kontrollieren und einzuschränken war. Dies machte den Rundfunk zum idealen Medium für Regierungen, um ihre politische Kommunikation und Propaganda im In- und Ausland zu verbreiten.

Während des 1. Weltkriegs setzten alle Kriegsbeteiligten zum ersten Mal grenzüberschreitende Propaganda systematisch und im großen Stil ein, um ihre Politik und Kriegführung gegenüber den Bevölkerungen der Verbündeten wie der Feinde zu rechtfertigen. Wegen ihres vermeintlichen Erfolgs wurde die britische Propaganda in der Zwischenkriegszeit von vielen Regierungen und zeitgenössischen Beobachtern weltweit als wegweisendes Modell für Propaganda in einem zukünftigen Krieg betrachtet. Die technischen Errungenschaften seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ermöglichten den Regierenden jedoch nicht nur den Einsatz grenzüberschreitender Propaganda zur Durchsetzung ihrer außenpolitischen und militärischen Ziele in Kriegs- und Friedenszeiten. Dank Telegrafie und Telefon konnten aktuelle Informationen nun auch viel schneller um den Globus verbreitet werden als jemals zuvor. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts kam dabei vor allem der Presse eine Schlüsselrolle zu, denn Rundfunk und Fernsehen waren noch nicht flächendeckend in der Bevölkerung verbreitet.

Forschungsschwerpunkte des Bereichs sind:

1) Britische transnationale Kommunikation und Propaganda während der Zwischenkriegszeit und des Zweiten Weltkriegs

2) Die internationale Presseberichterstattung über den deutschen Antisemitismus zur Zeit der Weimarer Republik

3) PRESSA – Internationale Presse-Ausstellung Köln 1928

4) Kriegskorrespondentinnen im Ersten Weltkrieg

Eine Liste der aus den Projekten hervorgegangenen Veröffentlichungen und Vorträge finden Sie hier


Kontakt: sseul@uni-bremen.de

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